DEC Inzell » »Ich freue mich sehr auf die Weltmeisterschaft«

»Aber es werden mich viele Leute unterstützen. Die Familie ist da, die Eltern, die Schwester, Tanten und Onkels und die Oma. Dazu kommen die Freunde und die Nachbarn.« Motivation genug für die junge Kufenflitzerin. »Ich will zeigen, was ich draufhabe, nachdem ich die Qualifikation geschafft habe«, so Ostlender.

Dabei verletzte sie sich kurz vor Weihnachten bei einem Fahrradunfall und zog sich eine Rippenverletzung zu. »Zwei waren angeknackst, das war sehr schmerzhaft. Ich habe die WM schon vorbeilaufen sehen, habe die Zähne zusammengebissen und die Quali Ende des Jahres in Berlin geschafft«, erinnert sie sich erleichtert.

Bei der Weltmeisterschaft in der heimischen Arena will sie ihre persönlichen Bestzeiten ins Visier nehmen. Zuletzt setzte sie auf heimischem Eis über 500 Meter eine Marke von 38,70 Sekunden auf das Eis. Ihre Bestzeit liegt auf dem Eis von Salt Lake City bei 38,64. »Das ist auch in Inzell möglich, weil wir immer sehr gutes Eis haben«, lobt sie die Eismeister aus der Chiemgau-Gemeinde.

Ziemlich gut zurecht kommt sie mit der Trainingsgruppe von Peter Müller in Erfurt. Dort bestehen ihre Trainingspartner alle aus Männern. »Mittlerweile ist das sehr gut eingespielt, die Unterstützung ist gut und alles passt«, sagt sie zufrieden. Zuletzt holte sie beim Weltcup in Salt Lake City zusammen mit Hendrik Dombek im neuen Mixed-Bewerb Rang zwei. Was den Austausch zwischen Peter Müller und ihren Heimtrainer Andreas Kraus betrifft, ist alles in bester Ordnung.

Für die kommende Saison schmiedet Anna Ostlender bereits Pläne. An vorderster Stelle steht die Qualifikation für den Weltcup. Dort will sie in die A-Gruppe aufsteigen und sich dort festsetzen. »Na ja, und dann kommt ja bald Olympia«, meint sie.

Auf ihren Sport angesprochen, erklärt sie die Feinheiten mit leuchtenden Augen. Schließlich ist sie fast ihr ganzes Leben auf Rollen und Kufen unterwegs. »Gut starten und dann volle Pulle auf den messerscharfen Kufen der Schlittschuhe, so lautet die Devise«, erklärt sie ihren Sport. Dazu gehört aber auch, technisch sauber laufen. Ein Sturz ist jederzeit möglich – und das bei bis zu 60 km/h. »Blaue Flecken gehören dazu«, weiß Ostlender.

Begonnen hatte sie als Vierjährige mit dem Inline-Skaten bei einem Ferienkurs in Ulm. »Da habe ich die Grundlagen wie Bremsen, richtig hinfallen und aufstehen, Kurven- und Bergabfahren gelernt«, erinnert sie sich. Später begann sie – zusammen mit ihrer Schwester – an Wettkämpfen teilzunehmen. »Da bin ich bereits in jungen Jahren mit dem Papa durch halb Europa gereist.«

Doch Anna Ostlender wollte später unbedingt bei Olympia dabei sein und wechselte deswegen zum Eisschnelllaufen. »Ich fand großen Gefallen daran, auf den Schlittschuhen zu laufen und bin deshalb auf das Sportgymnasium in Erfurt.« Das bedeutete für sie, relativ früh ein selbstständiges Leben zu führen.

Immerhin waren bis zur fünften Klasse ihre Mama und die Schwester mit in Thüringen dabei. Ab Annas Wechsel ins Internat kehrten sie jedoch zurück nach Ulm.

Den Kontakt nach Hause konnte sie zunächst gut aufrechterhalten. Das wurde im Lauf der Zeit weniger. »Das Einleben in Erfurt hat schließlich immer besser geklappt«, erinnert sie sich, gibt aber zu: »Am Anfang hatte ich schon ein wenig Angst davor, ohne die Familie zu sein. Aber durch den Sport und Schule war man ja auch abgelenkt.«

Nach der neunten Klasse entschloss sie sich zum Wechsel nach Inzell. »Mir haben dort die Schule und Umgebung besser gefallen. Und das System Sport/Schule hat einfach besser gepasst.«

Schulisch war es für Anna Ostlender zunächst nicht leicht. »Die Schule ist schwerer in Bayern und die Schüler waren in vielen Fächern voraus, was ich nachholen musste.« Es hat ein wenig gedauert, bis sie sich im Chiemgau zurechtfand. Zunächst fand sie ein Zimmer im Eisstadion, das für sieihr Trainer Andreas Kraus besorgt hatte. Später fand sie eine eigene Wohnung und allmählich einen neuen Freundeskreis.

»Ich habe schnell Freunde gefunden, die mir alles erleichtert haben und viel für mich da waren«, erinnert sie sich dankbar. Gut sechs Jahre wohnt sie mittlerweile im Chiemgau. »Zu 100 Prozent bayerisch fühle ich mich noch nicht, aber ich fühle mich sehr wohl hier.« Der Beweis dafür: Im Kleiderschrank hängt ein Dirndlgwand. SHu