An diesem hatte Gabriel Groß vom DEC Inzell großen Anteil: Er setzte sich frühzeitig vor dem Zwischensprint mit insgesamt drei Konkurrenten vom Feld ab und holte sich als Zweiter des Sprints drei Punkte. Während Groß und ein Mitstreiter etwas zurückfielen, als das Feld mächtig Tempo machte, ließen sich der Tscheche Lukas Stekly (1.) und der Kanadier Daniel Hall (2.) nicht mehr einholen. Jordan Stolz, der das Feld mit herangeführt hatte, erkämpfte sich als Dritter des Zieleinlaufs 10 Punkte und damit Bronze vor Shomu Sasaki (4 Punkte). Groß hatte zwar eine schwächere Endzeit als manche Konkurrenten im Feld, wurde aber für seinen mutigen Auftritt dank seiner drei Punkte mit dem 5. Platz belohnt.
WM-Dominator Stolz holte zusätzlich fünf Titel und Bronze über 5000 Meter. Noch erfolgreicher als er war die Niederländerin Angel Daleman: Die 15-Jährige gewann sechsmal Gold, holte Silber über 500 Meter und Bronze über 3000 Meter. »Das hätte ich nie erwartet« strahlte sie.
Zwei Wochen zuvor hatte sie noch bei den Shorttrack-Weltmeisterschaften in Dresden teilgenommen. Denn sie liebt beide Disziplinen, »und ich hoffe, dass ich auch weiter beides machen kann. Am liebsten möchte ich sogar bei den Olympischen Spielen auch im Shorttrack antreten.« Daleman führte das erwartungsgemäß starke niederländische Team an, aus dem noch Jade Groenewoud herausragte. Die 18-Jährige wurde Dritte der Vierkampf-Wertung hinter Siegerin Daleman sowie der US-Amerikanerin Greta Myers.
Auch wenn es für die insgesamt zehn Deutschen außer in der Teamverfolgung keine Medaille gab, durften sie sich dennoch über zahlreiche erfreuliche Vorstellungen freuen.
Besonders glücklich aber war das Trio Maira Jasch (DEC Inzell), Josephine Schlörb (EV Dresden) und Melissa Schäfer (EC Erfurt) nach Bronze in der Teamverfolgung. Maira Jasch war begeistert, »auch wenn in einer Kurve die Abstimmung nicht perfekt war. Aber wir haben sogar einen neuen Junioren-Rekord für Deutschland aufgestellt.« Mit ihren vorherigen Rennen war die Bad Endorferin nur »halb zufrieden« gewesen, hatte aber schon am Samstag festgestellt: »Die Beine werden allmählich wieder besser.« So lief sie über 3000 Meter eine gute Zeit. Obwohl im Massenstart-Halbfinale »meine Taktik nicht aufgegangen ist«, erreichte sie den Endlauf. Dort ergatterte sie am Sonntag bei einem Zwischensprint einen Punkt. Sie wurde Zehnte hinter ihrer Vereinskollegin Julia Geutner, die sich zusätzlich über drei persönliche Bestleistungen freuen konnte.
Melissa Schäfer strahlte nach Bronze: »Wir haben genau das Gleiche gemacht wie beim letzten Weltcup in Finnland. Ich profitiere von der Erfahrung der beiden Älteren im Team«, lobte die Erfurterin – erst seit wenigen Wochen 17 – sowohl Jasch (wird in einigen Wochen 18) als auch Schlörb (19). Nicht nur dieses Trio, sondern das ganze Quintett sei »ein cooles Team«, betonte die Schülerin des Pierre-de-Coubertin-Gymnasiums in Erfurt. An diesem Sportgymnasium hat die Elftklässlerin gute Voraussetzungen für ihren Sport – und zeigte, dass sich diese Unterstützung lohnt. Sie stellte drei persönliche Bestzeiten auf und wurde Zwölfte des Vierkampfs. »Ich hoffe, dass ich nächstes Jahr auch hier sein darf«, blickte sie schon voraus auf die WM der Erwachsenen (Sprint und Allround) im Jahr 2024 in der Max-Aicher-Arena.
Sofie Adeberg (EC Erfurt) war nur mit ihren 1000 Metern nicht ganz zufrieden, »da hatte ich beim Start einen kleinen Stolperer.« Ansonsten gefiel es ihr in Inzell sehr gut: »Wir sind beim Essen immer als ganzes Team zusammen und haben auch einen guten Zusammenhalt.« Das zeigte sich auch daran, dass Adeberg und die beste deutsche Vierkämpferin, Josephine Schlörb (EV Dresden), ihre Teamkolleginnen frenetisch anfeuerten, wenn diese im Einsatz waren.
Schwierig war das Wochenende zunächst für Felix Motschmann – besonders im 1000-Meter-Lauf: Sein Gegner Manuel Robla (Spanien) stürzte schwer, zog sich einen Beinbruch zu und wurde ins Traunsteiner Krankenhaus gebracht. Wenn in einigen Tagen die Schwellungen abgeklungen sind, muss er nochmals operiert werden. »Seine Eltern sind schon auf dem Weg von Spanien hierher«, so Stadionleiter Hubert Kreutz.
Motschmann hatte Glück im Unglück: »Ich konnte gerade noch einen Schritt herausnehmen, sonst wäre ich auch noch in ihn hineingefahren«, berichtete der 18-Jährige. Er musste den Lauf abbrechen, trat aber noch zum Wiederholungslauf an, »weil ich den ja für die Vierkampf-Wertung brauche.« Er hoffte: »Jetzt ist in meinen ersten drei Rennen jeweils mein Gegner gestürzt, hoffentlich geht das nicht so weiter…« Das war zum Glück auch nicht so, über 5000 m kam er nahe an seine Bestleistung heran. Am Sonntag allerdings ließ er nach dem Teamsprint die Teamverfolgung aus: »Ich hatte nach den 5000 Metern lange einen Krampf, da sind die Beine heute auch noch nicht wirklich locker.«
Für ihn sprang sein Vereinskamerad Dominik Mayrhofer ein. Der 18-Jährige verbesserte zuvor seine 5000-m-Bestzeit um gut elf Sekunden. »7:10 Minuten waren das Ziel. Dass es sogar 7:02 geworden sind, ist natürlich super.«
Auch Gabriel Groß konnte letztlich eine erfreuliche Bilanz ziehen. Über 5000 Meter seien zwar die Rundenzeiten ein wenig ein Auf und Ab gewesen. Doch letztlich stand eine beeindruckende Verbesserung um über elf Sekunden zu Buche. Derart beflügelt, ließ Groß mit seinem beherzten Lauf im Massenstart-Finale dann noch einmal herausragende Stimmung aufkommen.
Kurzstreckler Lennart Grabe (EV Dresden/17 Jahr) erzielte eine neue 500-m-Bestleistung. Am meisten Mut für die Zukunft machte jedoch Finn Sonnekalb: Der Erfurter, der erst in einigen Wochen 16 Jahre alt wird, legte mit persönlichen Bestzeiten über 1000 und 1500 m die Grundlagen für den starken 9. Platz im Vierkampf.
»Nur die 500 Meter liefen nicht so«, zeigte er sich selbstkritisch. Dennoch: »Das hat Mut gemacht. Ich möchte schon mal in den nächsten zwei oder drei Jahren mal aufs Treppchen kommen.« Sonnekalb kam übrigens deshalb zum Eisschnelllauf, »weil ich bei der Leichtathletik nicht genommen wurde. Und die Eishalle war nicht weit weg: Da habe ich es ausprobiert und bin dabei geblieben«, erinnert er sich an seine sportlichen Anfänge als Sechsjähriger. Nun hofft er mit seinen Junioren-Kollegen auf eine positive Zukunft für den deutschen Eisschnelllauf.
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